Japan ist als Land der Gegensätze und Extreme geprägt von ganz eigenen Lebensphilosophien. Diesen finden sich im Shinto, der japanischen Religion wieder und auch in den Kampfkünsten. Kern des spirituellen Studiums der japanischen Kampfkünste ist Budô (武道).
Budo als Weg zu Selbstmeisterung, Achtsamkeit und mentaler Stärke
Budo verkörpert für die Dialektik und vermeintliche Gegensätzlichkeit der kriegerischen Ausbildung.
武 (Bu) steht für Krieg, Marsch und Konflikt. Und umschreibt damit die Bewegungs-, Kampf- und Waffentechniken zum Überwinden von Gegnern, welche Grundlage des physischen Trainings sind. 道 (Dô) steht für das Verständnis über die Welt, ihrer Dynamik und Gesetze, welches durch das Studium von 武 erlangt und vertieft wird.
Budo ist eine Form der Persönlichkeitsentwicklung. Wir verstehen Konflikte, Niederlagen und Schmerzen als Teil das Lebens anzusehen und wert zu schätzen.
Budo im Buddhismus und Taoismus
Budo ist ein vielschichtiger Begriff. Einen Ursprung können wir im Chan Buddhismus des Shaolin Klosters finden. Zen, die japanische Version dieser Strömung, hat einen starken Fokus auf praktische Übungen bzw. den Weg (道) etwas zu tun. Von der Lebenseinstellung ist Budo dem Jodoshinshu Buddhismus jedoch deutlich näher!
Wichtig ist zu wissen, dass das 道 auch für das Dao (道) steht. Es steht für das stetige Fließen der Welt und wird durch Yin Yang (Japanisch: In Yo) repräsentiert. Der Daoismus ist für Budo sehr wichtig!
Budo hat keine Rituale!
Ritualisierung nimmt keine so große Rolle im Budo ein, wie oft behauptet wird. Budo ist nicht Zen. Auch Bushido, der konfuzianische Benimm- und Verhaltenskodex der Samuraikaste, hat wenig gemeinsam mit Budo.
Budo ist eine Form von spirituellem Studium und eine praktische Lebensphilosophie zur Persönlichkeitsentwicklung, die besagt, dass das Durchleben von Konflikt und Leid Verständnis, Einsicht und Erleuchtung erzeugt. Wir meistern unser Selbst und kommen so zum Verständnis von Himmel, Erde und Menschen.
Ninpo, die Lebensphilosophie der Ninja
Im Togakure Ryu gibt es den Satz „Ninpo ist Budo“. Ninpo bedeutet übersetzt „Gesetze des Erduldens“. Es besagt, dass wir durch das Erdulden und Aushalten von Konflikten, Schwierigkeiten oder Verlusten, Erleuchtung erlangen können. Mehr zu Ninpo hier: Artikel
An Konflikten wachsen
Erdulden ist wiederum im Buddhismus einer der 8 Pfade zur Erleuchtung (Ninniku haramitsu). Das Training im Bujinkan war zu den Anfängen sehr hart. Die Schüler mussten das Training aushalten und erdulden, ähnlich wie japanische Shugendo Mönche in ihrer Ausbildung schwere Übungen ausführen müssen.
Als die Anzahl Ninjutsu Interessierter im Bujinkan zusehends anstieg, wurde Dr. Hatsumi deutlich, dass das harte Ninja Training nur für eine kleine Gruppe geeignet war. So wurde das schwere Erdulden ersetzt, durch eine Arbeit an Konflikten. Konflikten mit dem Trainingspartner, mit sich selbst oder mit dem Leben. Das Training wurde zusehends weicher.
Herausforderungen überwinden und verarbeiten
Budo und Ninpo sind beides wichtige Philosophien. Sie helfen uns dabei unseren Charakter zu festigen, um die Herausforderungen und Schwierigkeiten des eigenen Lebens und der Leben von Freunden und Familien zu bewältigen. Konflikt, Schmerz und Erdulden sollte deshalb als Chance verstanden werden.
Im Bujinkan ist Ukemi ist der Kernpunkt des Trainings. Es lehrt das Empfangen von Techniken und die Verarbeitung von Schmerz und ist damit für sich genommen ein Weg den eigenen Körper und Emotionen wahrzunehmen. Ukemi gilt auch bei emotionalen Angriffen, wie einer Beleidigung oder schlechter Laune. Alle Übungen schützen und entwickeln gleichzeitig Empathie.